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Tipps und Tricks für mehr Wohlbefinden

Chronische Schmerzen

Es gibt viele Arten von Schmerzen, ein gebrochenes Herz, ein verstauchter Fuss oder Kopfschmerzen. Jeder von uns hat die verschiedensten Gesichter der Schmerzen schon kennengelernt. Gelegentlich kann das ganze Leben schmerzhaft sein, nicht umsonst beschäftigen sich Künstler gerne mit Trauer und Leid. 

Das Thema hier ist hauptsächlich der körperliche Schmerz. Körperliche Schmerzen sind normal. Ein sinnvolles System, das uns bei Gefahrensituationen warnt. Wir nehmen dank dem Schmerz, die Hand von der heissen Herdplatte weg. Jetzt wissen wir es besser, diese nicht zu berühren wenn sie eingeschaltet ist. Bei einer Verletzung schonen wir die betroffene Region, damit sie möglichst schnell verheilt und der Schmerz lässt im Normalfall mit der Zeit nach.

Manchmal jedoch bleiben die Schmerzen. Jede fünfte Person leidet unter Schmerzen, die schon mindestens drei Monate andauern.

Das verursacht viel Leid und schränkt die Lebensqualität der Betroffenen teils massiv ein. Hier ist wirksame Unterstützung notwendig. Es geht darum zu lernen, wie Schmerzen entstehen und dann ist es möglich den Schmerz zu reduzieren.

In Europa leiden ca. 19% der Erwachsenen unter anhaltenden Schmerzen.

Gemäss einer Studie, die in 2006 durchgeführt wurde, leiden in Europa ca. 19% der Erwachsenen unter anhaltenden Schmerzen. Das ist fast jede fünfte Person! In mindestens jedem dritten Haushalt lebt jemand, der unter Schmerzen leidet. 

Wenn diese chronische Schmerzen sich manifestiert haben und eine gewisse Zeit bestehen, verschwinden sie leider nicht mehr so schnell. Der Durchschnitt der Betroffenen leidet 7 Jahre unter Schmerzen. 21% der Teilnehmer der Umfrage gaben sogar an, dass sie seit mehr als 20 Jahren Schmerzen haben.

Chronische Schmerzpatienten fühlen sich oft nicht verstanden und alleine gelassen. 40% der Umfrageteilnehmer gaben an, keine adäquate Schmerzkontrolle erreicht zu haben. Das heisst, dass das Leben dieser Menschen zu einem grossen Teil durch Schmerzen bestimmt wird. Eine englischsprachige PDF zu dieser Studie findest du hier.

Chronische Schmerzpatienten fühlen sich oft nicht verstanden und alleine gelassen.

Was ist Schmerz?

Seit den siebziger Jahren gibt es eine offizielle Definition der internationalen Schmerzgesellschaft, die sowohl für akute, als auch chronische Schmerzen gilt und die dem bio-psycho-sozialen Krankheitsmodell Rechnung trägt.

Dieses Modell beschreibt, dass eine Krankheit, so auch Schmerz, nicht immer und ausschliesslich durch körperliche Veränderungen verursacht wird, sondern dass genauso Funktionsstörungen, emotionale, psychische oder soziale Probleme und Störungen zu Schmerzen und Krankheiten führen können. 

Die Definition lautet:

Schmerz ist ein unangenehmes Sinnes- und Gefühlserlebnis, das mit tatsächlicher oder potenzieller Gewebeschädigung verknüpft ist oder mit Begriffen einer solchen Schädigung beschrieben wird.

Ein Beispiel, wie die Interpretation die Schmerzerfahrung beeinflussen kann.

Ein Handwerker schlägt sich mit dem Hammer auf seinen Daumen. Es tut sehr weh, schwillt im Nu auf und da er diese Erfahrung bereits öfters gemacht hat, kühlt er seinen Daumen und macht möglichst schnell mit seiner Arbeit weiter.

Ein weltberühmter Geiger bekommt eine wichtige Auszeichnung und ist so stolz, dass er diese gleich in seiner Wohnung aufhängen möchte. Handwerklich ist er nicht sehr begabt und er haut sich massiv auf seinen Daumen. Es tut sehr weh, schwillt im Nu auf und er weiss noch nicht, wie er morgen sein Konzert geben soll. Schreckensszenarien gehen ihm durch den Kopf. Welche Folgen hat dieser Unfall für seine Zukunft? Da er Angst hat, wird der Schmerz dazu führen, dass er seine Hand eher schont! 

Bei der Schmerzempfindung spielen Gedanken und Gefühle eine wichtige Rolle!

Akute Schmerzen:

Ein akuter Schmerz hat in der Regel eine klar erkennbare Ursache, z.B. einen Knochenbruch oder eine Entzündung. Dieser akute Schmerz wird mit der Zeit weniger, da das Gewebe sich erholt.

Schmerz ist ein sinnvolles System, das uns vor Gefahren warnt und hilft gesund zu bleiben. 

Chronische Schmerzen:

Ein chronischer Schmerz hat keine klare Ursache mehr! Der Schmerz entsteht nicht mehr als Warnung, sondern ist das Problem selbst. Ein chronischer Schmerz ist ein erlerntes Programm, welches sich immer mehr selbstständig macht. Unser körpereigenes Warnsystem wird "übervorsorglich".

Um anhaltende Schmerzen zu verstehen, die sich ausbreiten und unberechenbar scheinen, ist es hilfreich, dass wir uns mit dem Gehirn auseinander setzen. Ob wir Schmerzen haben ist davon abhängig, ob unser Gehirn davon überzeugt ist, dass wir uns in Gefahr befinden.

Aufklärung hilft dir zu verstehen, warum Gedanken, Gefühle, Überzeugungen und Verhaltensweisen einen Einfluss auf deine Schmerzen haben.

Ausserdem gibt sie dir den Schlüssel in die Hand deine Schmerzen positiv zu beeinflussen. 

Forschung belegt, fundiertes Wissen der Betroffenen ist die Voraussetzung für ein erfolgreiches Schmerzmanagements.

Schmerz ist:

  • eine komplexe Empfindung, ähnlich einem Gefühl.
  • Schmerz ist immer subjektiv, er lässt sich nicht messen, er lässt sich nicht beweisen und er lässt sich nicht widerlegen. 
  • Schmerz kann ohne Gewebeschädigung oder Gefahr einer Gewebebeschädigung entstehen.

Nicht jeder Gewebeschaden verursacht Schmerzen und nicht jeder Schmerz entsteht durch eine Gewebeschädigung.

Was passiert, wenn du Schmerzen hast?

Ein Verständnis für die Vorgänge in deinem Körper, wenn du (anhaltende) Schmerzen hast ist wesentlich.

Deine Rezeptoren (Nozizeptoren) senden ein Alarmsignal und kein Schmerzsignal. Erst das Gehirn entscheidet ob Schmerzen notwendig sind! 

Veränderungen entstehen lokal, im Rückenmark und im Gehirn. Die Produktion der Botenstoffe wird hochgefahren. Alles mit dem Ziel möglichst schnell auf die subjektive Gefahrensituation reagieren zu können.

Der Normalzustand:

Du verletzt dich. Es entsteht eine lokale Entzündung, wodurch Immun- und Wiederaufbauzellen des Körpers in die betroffene Region gebracht werden. Vorübergehend bist du viel empfindlicher. Vielleicht bist du verspannt, um die betroffenen Strukturen zu schonen, damit sie schneller verheilen. Wenn der Heilungsprozess voranschreitet, werden die Schmerzen weniger und du kannst dich wieder besser bewegen.

Der Ausnahmezustand:

Nicht immer empfindest du Schmerzen im Augenblick. Ein Extrembeispiel ist der Film 127 Hours. Ein Bergsteiger stürzt und sein rechter Arm verfängt sich in einem Felsen. Er versucht vergeblich sich zu befreien. Nach fünf Tagen sieht er sich gezwungen, mit seinem stumpfen Taschenmesser, sein Arm zu amputieren. Damit er überlebt und endlich wieder in die Zivilisation zurückkehren kann. 

Der Körper kann sehr wirksame schmerzhemmende Hormone produzieren. Unterschätze die Macht der körpereigenen hemmenden Schmerzkontrollsysteme nicht! 

In dieser Situation war es zum Überleben essentiell, das Ausmass der Schmerzen nicht zu spüren.

Unterschätze die Macht der körpereigenen hemmenden Schmerzkontrollsysteme nicht! 

Der überempfindliche Zustand:

Der Schmerz lässt mit der Zeit nicht nach, sondern bleibt oder wird langsam schlimmer. Unbestritten ist es spätestens jetzt wichtig, deine Beschwerden medizinisch genauestens abzuklären. 

Was geht jetzt in deinem Körper vor? Es werden über längere Zeit Gefahrensignale gesendet und diese Signale werden als Schmerzen interpretiert. 

Das lokale Gewebe wird empfindlicher. Das Nervensystem passt sich dem lokalen Geschehen an. Sowohl Richtung Gehirn als auch vom Gehirn hinunter wird das Nervensystem hochgefahren. 

Im Gehirn finden Veränderungen statt. Signale werden automatisch als gefährlich interpretiert und es entstehen "Datenautobahnen".

Das Gehirn benötigt immer kleinere Reize, um Schmerzen zu produzieren. Mit allen Anpassungen die im Körper passieren, verliert das Gehirn immer mehr die Fähigkeit, aus der ganzen Flut an Informationen, die wirklich Wichtigen herauszuziehen!

Was kannst du selber machen?

„Unter Gesundheit verstehe ich nicht Freisein von Beeinträchtigungen, sondern die Kraft, mit ihnen zu leben“. 

Johann Wolfgang von Goethe

Wissen ist Macht. 

Setze dich aktiv mit der Schmerzentstehung auseinander und suche fundierte Quellen. Das kann dein Arzt oder Therapeut sein, entsprechende Literatur oder Kurse. Alles was dich dabei unterstützt positiv auf deine Schmerzen zu wirken, wird deine Lebensqualität steigern.

Aktuelle Forschung belegt, das Betroffene einfach erklärte Vorgänge, z.B. wie bei chronischen Schmerzen gut verstehen können und dies ohne jegliche medizinische Grundkenntnisse. 

Dieses Verständnis führt zu einem Umdenken. Die Schmerzen werden weniger "bedrohlich" und dadurch kannst du wieder vermehrt aktiv werden! 

Sei dir bewusst, dass dein Körper sehr anpassungsfähig ist. Diese Bioplastizität kannst du dir zur Nutzen machen, um umzulernen.

Bekomme ein Gefühl dafür, was deine Schmerzen positiv und negativ beeinflusst. 

Das können

  • Dinge sein, die du hörst, siehst, riechst, berührst oder schmeckst 
  • Dinge, die du sagst 
  • Dinge, die du glaubst 
  • Dinge, die du tust 
  • Orte, wo du hingehst 
  • Menschen, die du triffst 
  • Dein körperlicher Zustand

Eigne dir neue Ressourcen an.

Pacing:

Pacing ist eine allmähliche Steigerung der Belastbarkeit ohne die Schmerzauslöser zu aktivieren. Diese Aktivität wird kontrolliert aufgebaut mit Hilfe von therapeutischen Übungen und alltäglichen Tätigkeiten.

Die betroffene Person versteht, dass das Ziel dieser Übungen ein Umlernen ist. Es geht darum eine bestimmte Situation mit der Erwartung der Schmerzen, zu entkoppeln. Das bedeutet, du machst eine neue Erfahrung. Du lernst, das eine Bewegung ohne oder mit weniger Schmerzen möglich ist.

Achtsamkeit:

Lerne vermehrt deine Grenzen wahrzunehmen und zu respektieren. Eine Verhaltensänderung ist erst möglich, wenn du spürst was dir gut tut oder schadet. Werde dir auch die Qualität deiner Gedanken bewusst, sie können dein Wohlbefinden steigern oder das Gegenteil bewirken. Mehr dazu in meinem Blog "Wie nutzt du die Macht deiner Gedanken".

Entspannung oder Meditation:

Wenn es uns nicht gut geht, sind wir oft gefangen in einem dunklen Tunnel, wo nichts mehr Platz hat. Unsere Gedanken kreisen immer um das gleiche Thema. Ein sinnvoller Anfang ist, dich darin zu üben, dich auf etwas anderes als auf deine Schmerzen zu konzentrieren. 

Bereits aus dem Fenster zu schauen und spielende Kinder oder die Schönheit deines Gartens zu betrachten, ist eine einfache Möglichkeit. Mehr dazu findest du in folgendem Blog "Meditieren leicht gemacht".

Wenn "wirkliche" Aktivität nicht möglich ist, kannst du visuelle und mentale Bewegungsstrategien versuchen. Stell dir z.B. vor, du machst etwas, was dir wirklich Spass macht. Wichtig ist ganze Filme vor deinem inneren Auge zu erzeugen, die gute Gefühle in dir auslösen, damit du anfängst umzulernen. Mehr zu diesem Thema findest du in diesem Blog "Visualisieren leicht gemacht". Nutze deine Neuroplastizität.

Habe Geduld und Vertrauen:

Dein jetziger Zustand hast du nicht innerhalb einiger Wochen erreicht. Daher ist es vermessen zu erwarten, dass sich alles so schnell ändert, wie du möchtest.

Gib dir Zeit und bleibe daran.

Ein Schmerztagebuch zu führen hilft dir dabei. Die kleinen Fortschritte nimmst du oft nicht wahr. So kannst du diese Veränderungen besser erkennen.

Fazit:

Aktuelle Forschung belegt, das Betroffene einfach erklärte Vorgänge z.B. wie bei chronischen Schmerzen gut verstehen können und dies ohne jegliche medizinische Grundkenntnisse.

Dieses Verständnis führt zu einem Umdenken. Die Schmerzen werden weniger "bedrohlich" und dadurch kannst du wieder vermehrt aktiv werden!

Bekomme ein Gefühl dafür, was deine Schmerzen positiv und negativ beeinflusst!

Winnie Meulenberg

Physio-, Boeger- und Craniosacraltherapeutin, Coach und Mentaltrainerin


"Trage deinem Körper Sorge, damit die Seele Lust hat, darin zu wohnen."


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